„3 F-Jugend-Mannschaften, die in einem kleinen Gymnastikraum eine Stunde prellen, passen und laufen geübt haben, bevor sie – wie jeden Donnerstag – eine Stunde in der großen Dieter- Renz-Halle ein kleines Turnier spielen konnten, um sich auf dem großen Handballfeld zurechtzufinden.
Dann in 3 E-Mannschaften, weiter mit D1 und D2 und doppelt besetzt bis in die A-Jugend, die sich auf drei Herren Mannschaften aufgeteilt hat. Feste Trainingszeiten wie in Stein gemeißelt und zu jeder Mannschaft einen Spieler aus den Senioren, der sich um die spielerische Zukunft der jungen Talente und das ganze Drumherum gerne gekümmert hat.“
So ist meine Erinnerung an meine Handballjugend. Allerdings ist der Start in diese schon gut 44 Jahre her. Die Welt ist moderner und schneller geworden. Schule gibt es nicht mehr am Samstag, dafür bis 16:00 Uhr. Abi zu machen ist normal und selten wird eine Lehre mit 17 ohne ein Berufsvorbereitungsjahr in der Schule begonnen. Studenten sind mit Bachelor- und Masterstudiengängen beschäftigt und haben in ihrer wenigen Freizeit noch allerhand an Social Media zu erledigen.
Gleichzeitig wollen wir nicht nur den Erfolg und die Anerkennung in unserem privaten Umfeld, sondern wir streben auch im Sport immer hohen Zielen entgegen.
Der Druck seine Mannschaften in der möglichst höchsten Spielklasse zu platzieren, um ein gutes Bild nach außen zu liefern und für die wenigen Handballspieler in unserem Einzugsgebiet attraktiv zu sein wächst ständig. Doch ist das immer erstrebenswert?
Nachdem uns nach dieser Saison zwei A-Jugend Mannschaften wegfallen sollten wir hinterfragen was man tun kann, um diese Situation nicht noch einmal zu erleben. An dem Erfolg dieser Mannschaften hat es sicherlich nicht gelegen: Mit der weiblichen A-Jugend, die in großen Teilen aus einer B Jugend bestand, haben wir einen Kreismeister in der Saison 18/19 ins Ziel gebracht. Die männliche A-Jugend konnte zwar nicht mit einem vorderen Tabellenplatz punkten, spielte aber in der zweithöchsten Spielklasse Deutschlands und konnte sich mit starken Gegnern messen.
Dem Trend entgegen wirken unsere Spieler aus der männlichen B-Jugend. Sportlich zunächst nicht besonders beachtet hat sich hier eine Mannschaft gebildet, die offen für alle Spieler ist und sich gegenseitig unterstützt. Spaß am Training und am Spiel stehen im Vordergrund, jeder ist dabei und wird mitgenommen. Und so kommt mit der Zeit eine sportliche Entwicklung zu Stande die fast automatisch den Weg nach oben findet.
Doch wir sollten nicht nur kritisch auf unsere Mannschaften und Spieler sehen. Denn was macht Verein, Vereinsleben und „Verein erleben“ aus? Wir sind nun einmal ein Haufen Handballverrückter, die sich gerne darum kümmern, dass unsere Sportart weiter gelebt und geliebt wird. Es ist eine der geilsten Sportarten und für uns wahrscheinlich die Geilste! Ja, wir sind positiv Bekloppte, aber wir schaffen nicht alles alleine.
Sich engagieren ist doch gar nicht so schwer: Kampfgericht in der D-Jugend? Was soll man da falsch machen? Schiedsrichter? Warum nicht mal die Perspektive wechseln? Kuchenverkäufer, Spielfeldaufbauer und –abbauer, Betreuer, Abrechner … werden immer gebraucht. Im Jugendbereich sind wir doch alle in der Lernphase und können ausprobieren was uns liegt. Natürlich darf man dann auch mal Fehler machen. Aber wir werden uns entwickeln und später einen souveränen Job machen. Wichtig ist, dass man es miteinander macht.
Wenn wir es im Verein so leben und alle bereit sind einen kleinen Beitrag zu leisten unterstützen wir damit die Trainer und Betreuer. Damit können sich diese auf ihre eigentlichen Aufgaben, vom Training bis zum Coaching, konzentrieren und wir werden als Verein erfolgreich. Dann werden wir auch wieder Studenten und junge Erwachsene finden die als unabhängige Handballtrainer ihre Erfahrung weiter geben und nicht von dem ganzen organisatorischen Drumherum abschreckt werden. Denn das ist das Argument was ich am meisten zu hören bekomme: „Ich habe gar keine Zeit dafür mich um das alles zu kümmern, also lass ich es lieber.“
Jeder Trainer hat die Unterstützung durch uns als Vereinsmitglieder verdient, denn er ist derjenige der es ermöglicht, dass eine Mannschaft eine ganze Saison lang Spaß am Handball hat. Und so entsteht der rote Faden, der sich durch unseren Verein ziehen soll:
Trainer Spaß = Mannschaft Spaß = Eltern Spaß
Spaß im Training = Spaß in der Mannschaft = Spaß am Spiel
Letzte Frage :
Wann seid ihr erfolgreich?
Wenn ihr was mit Spaß macht, oder?
Also lasst uns zuerst gemeinsam Spaß haben, der Rest kommt dann von alleine.
Versprochen.