Dirk Adam beschreibt sich selbst als Revolverschnauze und erklärt, warum er nie wieder eine Frauenmannschaft trainieren will.
„Bottrop ist für mich absolutes Neuland“, sagt Dirk Adam. Der ehemalige Zweitligaspieler der TSG Herdecke ist Vater von zwei Kindern und lebt mit seiner Familie in Hattingen. Adam absolvierte schon am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison die erste Trainingseinheit mit dem SC Bottrop. „Ich wollte die Mannschaft erst einmal kennenlernen. Eine Woche später habe ich dann direkt meine Zusage gegeben“, sagt Adam und schildert seinen ersten Eindruck: „Die Jungs sind geradlinig, ehrlich, robust und ambitioniert. Die Spieler haben Bock, auf das was sie tun. Ich denke, wir werden gut zusammenpassen.“
Weniger Systeme, mehr spielerische Freiheit
Was der SC Bottrop schon vor der Verpflichtung wusste: Adam arbeitet nicht im Schonwaschgang: „Ich bin eine Revolverschnauze“, sagt er und erklärt damit seine sportlich zwar erfolgreichen, doch nicht „ruckelfreien“ Ausflüge in den Frauen-Handballsport. So führte er seine erste Handball-Mannschaft (TV Dahl) gleich in die Frauen-Oberliga, nach einer zweiten Station bei der SG Überruhr erklärte Adam seine Laufbahn im Frauenhandball für beendet: „Ich musste schmerzlich feststellen, dass das nicht funktioniert. Ich bin ein Freund klarer Worte, bin direkt und ehrlich. Das ist für meine Mannschaft nicht immer leicht, aber dafür drückt dann auch nichts auf der Seele. Mit dieser Art bin ich bei den Männern besser aufgehoben.“
Die Minimalisierung von Fehlern, das bedeutet für den neuen Trainer des SC Bottrop vor allem intensive Arbeit mit jedem einzelnen Spieler: „Es gibt nicht dieses eine Training, das jeden Spieler automatisch besser macht. Ich muss mir jeden einzelnen anschauen und überlegen, wie wir seine Schwächen mindern und seine Stärken noch besser zur Geltung kommen lassen.“
Gefühl für die Mannschaft entwickelt
Seit Mitte Juni arbeitet Adam jetzt schon mit seiner neuen Mannschaft. Bevor er über die Ziele der neuen Saison spricht, stellt Adam fest: „Die Jungs haben zwei harte Jahre hinter sich. Der punktlose Abstieg aus der Verbandsliga, dann das schwierige Jahr in der Landesliga. Mir ging es im Training erst einmal darum, wieder den Spaß am Handball zu wecken. Wir haben nicht nur malocht, sondern haben uns auch gedankliche Auszeiten genommen und Arbeitsabläufe hinterfragt.“
Die Ergebnisse in der Testspielphase stimmen Adam für die anstehende Saison optimistisch. Die Bottroper besiegten die Reserve des FC Schalke 04, holten mit der Aufgabenstellung einer konsequenten Manndeckung gegen eine verstärkte zweite Mannschaft der HSG Haltern-Sythen ein Unentschieden und zeigten auch gegen die SG Überruhr (knappe Niederlage), Tura Altendorf (knapper Sieg) gute Leistungen.
Die wichtigsten Erkenntnisse: „Wir haben uns nach jedem Spiel zusammengesetzt und es gab immer einen Aha-Effekt. Zu Beginn war die Skepsis bei den Spielern noch groß, aber die taktischen Veränderungen wurden schnell verinnerlicht und gut umgesetzt.“ Den besonderen Moment der Vorbereitung lieferte das Spiel gegen Schalke 04. Die Bottroper führten deutlich, doch Schalke glich aus. Nach kleinen Umstellungen gelang am Ende dennoch ein Sieg mit sieben Toren Vorsprung. „Der Tenor nach dem Spiel war einhellig: Das hätten wir in den letzten zwei Jahren nicht drehen können“, so Adam, „das hat mich beeindruckt. Ein Beleg dafür, dass das Selbstvertrauen zurück kommt.“
Qualität für die obere Tabellenhälfte
Trotz der positiven Entwicklung gibt Adam zu, dass noch viel zu tun ist: „Ich hätte gerne sechs Wochen mehr Zeit gehabt. Doch die Saison beginnt Mitte September und wir haben gleich ein knackiges Auftaktprogramm mit schweren Spielen gegen Oberhausen, Dinslaken und Styrum.“ Auf ein Saisonziel festnageln lässt sich Adam nicht: „Wichtig ist, dass wir besser abschneiden als zuletzt. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns das gelingen kann. Das Team hat die Qualität, um in der oberen Tabellenhälfte mitzumischen.“
Waz Felix Hoffmann 5.9.19